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Interview mit dem Erfinder Analytischer In Memory Datenbanken

Ein Interview mit dem Gründer von Exasol und Erfinder von analytischen Loading...In-Memory Datenbanken

Es sind mittlerweile schon 15 Jahre seit der Gründung von Exasol vergangen. 15 spannende und ereignisreiche Jahre, in einem sehr dynamischen und umkämpften Marktumfeld. Zeit, um im Interview mit dem Software-Architekt, Mitgründer und Vater der Exasol-Technologie, Falko Mattasch, die Geschichte Review passieren zu lassen.

Herr Mattasch, wie entstand eigentlich die Idee zur Gründung von Exasol?
In den 90er Jahren forschten wir an der Universität Jena am Lehrstuhl für Parallelverarbeitung an intelligenten Algorithmen, um aus paralleler Hardware (MPP, HPC Computing) die maximale Performance herauszuholen. Ein Forschungsprojekt mit IMS Health führender Anbieter von Informations- und Technologiedienstleistungen für Kunden aus dem Gesundheitswesen – war dann der Initialpunkt für die Firmen-Idee. In diesem Projekt hatten wir auf einem extrem parallelen Rechner, der MasPar mit 1024 Computer-Kernen, ein konkretes Daten-Problem extrem beschleunigen können und damit bewiesen, wie sich Datenanalysen gut parallelisieren ließen.

Ging es damals bereits um eine analytische Datenbank?
Nein, ganz und gar nicht. Die Forschungsarbeit handelte von einfachen Datenaggregationen auf fixen Daten, quasi einer einzigen flachen Tabelle. Bei Struktur-Änderungen der Daten musste das Programm komplett neu kompiliert werden. Erst anschließend hatte ich außerhalb der Universität, ganz privat, einen komplett neuen Prototypen für ein paralleles Datenbank-System implementiert, welches anschließend die Basis für die Exasol-Technologie werden sollte.

Sie haben also im Jahre 2000 letztlich Loading...In-Memory Datenbanken erfunden?
Also anfangs konnte man noch nicht von einer kompletten Datenbank reden. Da wir alles selbst entwickelt haben und nicht auf existierende Open-Source Datenbank-Kernen zugegriffen haben, dauerte es einige Jahre, bis wir soweit waren. Umgekehrt führte dies aber zu einem extrem durchdachten Software-System mit optimaler Performance, welches aber gleichzeitig extrem gut skaliert und auch noch tuning-frei ist. Anfangs hieß unser Produkt übrigens DWA, der so genannte Data Warehouse Accelerator. Wir hatten als kleine Entwicklungsfirma mit wenigen Entwicklern erst einmal nur einen überschaubaren SQL-Sprachumfang. Wir können aber schon behaupten, dass unser Produkt bereits vom ersten Tag an ein In-Memory-basiertes Daten-Analysetool war – zu einem Zeitpunkt, wo kein einziger der Marktplayer von diesem Ansatz sprach.

Wie konnte der Fokus auf In-Memory damals überhaupt rechtfertigt werden bei noch extrem teuren RAM-Preisen?
Da gibt es eine interessante Anekdote, denn damals führte ich einen richtigen Streit mit unserem Mitgründer. Er ging davon aus, dass Datenanalysen stets auf einem festen Datenbestand durchgeführt wurden und kaum geändert werden. Zum Glück konnte ich mich als erster Ansprechpartner für die Technologie damals durchsetzen, denn mittlerweile werden Daten ja ununterbrochen geändert und aktualisiert. Wir konzipierten das System letztlich so, dass nicht alle Daten im Hauptspeicher gehalten werden müssen. Der Hauptspeicher diente, ähnlich wie beim Betriebssystem, als großer Cache, dessen Inhalt auf die Festplatte ausgelagert wird, sofern nicht alles in den Cache passt. Hierdurch kann man deutlich mehr Daten extrem schnell analysieren als dies bei reinen In-Memory-Datenbanken wie z.B. SAP HANA der Fall ist. Heutzutage spricht jeder vom In-Memory-Zeitalter. Aber damals war es schon eine Zukunftsvision, dass die Preise für Speicher-Riegel extrem schnell fallen werden.

Wer setzte Ihre Technologie als Erster ein?
Wir hatten das enorme Glück, schon sehr früh mit einem der besten Data-Mining Teams in Europa zusammenzuarbeiten. Die Firma hieß Quelle, war ein führender Katalog-Versender und hatte eines der größten Oracle-RAC Systeme seiner Zeit im Einsatz. Durch dieses Team bekamen wir super Feedback und konnten das Produkt sehr marktnah entwickeln. Technologisch waren wir hierdurch schon sehr früh absolut führend am Datenbankmarkt. Dennoch muss ich zugeben, dass wir als deutsche Firma den typischen Fehler gemacht haben, sehr viel in die Ingenieurs-Arbeit zu stecken, ohne gleichzeitig einen Schwerpunkt auf die Vermarktung zu setzen. Konkurrenten wie z.B. Netezza waren hier viel schneller, obwohl sie technologisch nicht mithalten konnten. Aber Exasol blieb leider lange Zeit ein „Hidden Champion“, den kaum jemand kannte. Da können wir uns glücklich schätzen, dass unser Hauptinvestor einen solch langen Atem bewies.

Was war der Durchbruch in der Firmenentwicklung von Exasol?
Erst im Jahr 2008 gingen wir erstmals offiziell an den Markt und hatten mit unseren TPC-H Ergebnissen der Welt unsere technologische Führerschaft beweisen können. Wir waren uns sicher, dass jetzt auch die Kunden Schlange stehen würden. Aber ohne erfahrene Marketing- und Sales-Abteilungen war dies nicht nur ein Irrglaube, sondern auch schlicht naiv. Erst der Wechsel unseres damaligen CEOs und der Umstrukturierung zu einer marktorientierten Firma brachte für uns den Durchbruch. Es wurde erstmals eine richtige Marktpositionierung entwickelt, eine Sales-Pipeline aufgebaut und die Anzahl der Neukunden stieg schließlich jedes Jahr immer schneller. Auch wenn es selbst damals noch schwer war, in einem konservativen Markt wie Deutschland eine Zukunftstechnologie zu vermarkten, haben wir uns durchgekämpft und zählen mittlerweile zu den etablierten Anbietern am Markt. Und heutzutage ist es Dank der vielen Marketing-Millionen von Konkurrenten wie SAP oder Oracle „normal“, eine In-Memory-Datenbank-Technologie zu haben. Da müssen wir bei den Kunden zum Glück nicht mehr so viel Überzeugungsarbeit leisten.

Sind Sie stolz auf das Erreichte?
Stolz waren wir im Entwicklungsteam schon von Anfang an. Es war immer etwas Besonderes, in einem umkämpften Umfeld als kleine deutsche Firma eine solch komplexe Software-Lösung zu entwickeln, die technologisch so konkurrenzfähig war. Für uns Entwickler war das natürlich immer das Wichtigste und auch sehr erfüllend. Aber ich muss auch zugeben, dass es nochmal etwas anderes ist, wenn dutzende Firmen auf der ganzen Welt diese Software für so viele unterschiedliche daten-getriebene Anwendungen einsetzen. Und wenn man dann auch noch das extrem positive Feedback erfährt, wie zufrieden die Nutzer mit unserer Technologie sind, dann macht es einen natürlich schon stolz, an solch einem Projekt mitzuarbeiten.

Wie soll es weitergehen mit der Exasol-Technologie?
Der Daten-Management Markt ist in den letzten Jahren extrem agil geworden. Durch die Digitalisierung der Welt entstehen laufend neue Datenquellen und die Anzahl der unterschiedlichen Anwendungsbereiche explodiert förmlich. In diesem Umfeld gibt es immer zig Möglichkeiten, wie man sich weiterentwickeln kann. Der Trend geht hin zu spezialisierten Best-of-Breed Lösungen, die für bestimmte Probleme die ideale Lösung darstellen. Diese Systeme werden dann zu komplexen Daten-Management-Ökosystemen zusammengeschaltet. Beispielsweise werden Loading...NoSQL Datenbanken für die operativen Datenverarbeitungssysteme eingesetzt, die Daten in einer Art Data Lake basierend auf Loading...Hadoop gespeichert und anschließend in einem strukturierten relationalen Data Warehouse oder Data Mart analysiert und den Analysten zur Verfügung gestellt. Wir haben unsere Technologie deshalb in den letzten Jahren in den folgenden drei Kernbereichen weiterentwickelt: Performance, analytische Fähigkeiten und Integrationsfähigkeit in komplexen Systemlandschaften. Wir sind überzeugt, dass wir unsere Technologieführerschaft weiter ausbauen können und immer mehr Unternehmen auf die schnellste analytische In-Memory Datenbank Exasol setzen.

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