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Datenethik (Data Ethics) – von der abstrakten Idee zur Umsetzung

Data Ethics – abstract to actionable – Exasol

Die Ausarbeitung eines Ethik-Rahmenwerks kann ein geeignetes Mittel sein, um Unternehmen einen Leitfaden für ethische Fragestellungen an die Hand zu geben. Helena Schwenk, Vice President des Data & Analytics-Bereichs von Exasol, erklärt, dass der Schlüssel für die Erstellung dieses Rahmenwerkes das Wissen um die eigenen Unternehmenswerte ist.

Datenethik als Entscheidungsgrundlage

Es ist nicht verwunderlich, dass das Thema Datenethik für Unternehmen in den Vordergrund rückt. Die Schlagzeilen machen deutlich, warum es so wichtig ist: ob es darum geht, dass bestimmte Kunden viel höhere Versicherungsprämien zahlen, dass KI-gesteuerte Einstellungssysteme weiße Männer bevorzugen, dass Risikobewertungsinstrumente die falschen Leute ins Gefängnis schicken oder dass Kreditkartenunternehmen Frauen eine niedrigere Kreditwürdigkeit einräumen.   

Jedes Unternehmen, das Daten und automatisierte Entscheidungsprozesse nutzt, muss ernsthaft darüber nachdenken, dass es hier zu unbeabsichtigten Folgen, wie Benachteiligungen, Diskriminierung oder zur Schädigung von Einzelpersonen bzw. bestimmten Gruppen kommen kann. 

Bei den so wichtigen Gesprächen über Datenethik ist ein neuer Ansatz erforderlich. Ein Ansatz, der die philosophische Diskussion in die Praxis überträgt; bei dem der Ausgangspunkt wertebasiert ist und die Frage beantwortet: „Was sind unsere Grundwerte als Unternehmen?“. Daraus ergibt sich der Maßstab, an dem sich Ihr Unternehmen orientieren kann.

Mehr als Daten: Ein wertebasiertes Grundverständnis

Eine werteorientierte Datenethik legt den Schwerpunkt auf ein gemeinsames Grundverständnis der Werte, die dein Unternehmen bei der Nutzung von Daten befolgt. Sie umfasst die Arbeitsweise, den Führungsrahmen und die Handlungsweisen, die das Unternehmen zu einem datenzentrierten und ethischen Unternehmen machen können. Es ist diese Klarheit zwischen Werten und datenzentrierten Handlungsweisen, die Datenethik zum Leben erweckt, sie umsetzbar und weit weniger abstrakt macht.

Hier ein Beispiel: Stellen Sie sich vor, Sie stellen Ihren Kunden datengestützte Produkt- und Serviceempfehlungen zur Verfügung. Machen Sie dies als ein kundenorientiertes Unternehmen mit hohem Betreuungsgrad? Oder bieten Sie einen kosteneffizienten Service mit einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis an? Es ist äußerst wichtig, den Anwendungsfall, bei dem Daten zum Einsatz kommen, mit den eigenen Werten abzustimmen. So können Entscheidungen rund um die Nutzung von Daten leichter getroffen werden.

Data Ethics wird oft als bloßes Compliance-Thema verstanden

Die eindeutige Verknüpfung von Unternehmenswerten und Datenethik trägt auch dazu bei, ein weiteres häufiges Missverständnis zu vermeiden: die irrtümliche Annahme, Datenethik sei in erster Linie eine Übung zur Einhaltung von Datenschutz- und Sicherheitsvorschriften. Zu oft wird Datenethik in Unternehmen als „Einhaltung von Vorschriften“ verstanden. Sie muss aber viel mehr sein als das. Datenethik sollte ein Gleichgewicht zwischen Datennutzung – unter Berücksichtigung aller Vorteile, Chancen und Risiken – sowie ethischer Nutzung herstellen. Kurz gesagt: Die Einhaltung der Datenschutzgrundverordnung ist kein Ersatz für Datenethik. Oder anders ausgedrückt: Damit Datenethik praktisch anwendbar ist, muss sie sich von der Frage, was man nicht tun sollte, zur Frage, wie man es richtig macht, entwickeln.

Datengetriebene Unternehmen brauchen ein Framework für Data Ethics

Die Ausarbeitung eines Ethik-Rahmenwerks kann ein geeigneter Weg sein, um ein Leitbild für ethisches Handeln zu schaffen und einen prinzipienbasierten Ansatz für die Abwicklung von Geschäften zu bieten. Dieses Rahmenwerk könnte dann als Grundlage dienen, um zu verdeutlichen, wie Daten zur Entscheidungsfindung genutzt werden. Außerdem würde es sicherstellen, dass der ethische Umgang mit Daten an allen Datenkontaktpunkten im Unternehmen sichergestellt wäre. Vor allem kann es aber als eine Art Leitfaden für „Grauzonen“ dienen – für Situationen, in denen „das Richtige tun“ schwierig zu beurteilen ist.  

Ein wertorientierter Ansatz ist die Grundlage für Ihren zukünftigen Erfolg in Sachen Daten. Aber er ist nur ein Ausgangspunkt. Gelebte Datenethik muss letztendlich ein vielschichtiges Unterfangen sein, das Risikobewertungen, Wertschöpfung, eine starke Führung und Aufsicht, Vertrauen und Transparenz sowie robuste Datenmanagementprozesse miteinander verbindet. Schließlich sollte sie ein solides Verständnis von Datenethik vermitteln und dafür sorgen, dass sich dies durch die gesamte Daten-DNA des Unternehmens zieht.

Helena Schwenk ist Vice President des Data & Analytics-Bereichs von Exasol. Sie verfügt über mehr als 26 Jahre Erfahrung im Bereich Datenanalyse und war 18 Jahre lang als Branchenanalystin mit den Schwerpunkten Loading...Big Data, Loading...Advanced Analytics und AI tätig.